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Das schönste Haus für den Oberkrieger

Die Westerbachstraße 33 in Höxter


Es geschah am 30. Juli 1623. Johann T'Serclaes Graf von Tilly, gefürchteter Oberbefehlshaber der katholischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg, tauchte mit seinen Soldaten im Wesertal auf. Die Einwohner von Höxter waren starr vor Schreck. Sie wussten: Der will hier über unsere Brücke. Tatsächlich besetzten seine Soldaten die Stadt. Warlord Tilly suchte sich das schönste und beste Haus als Quartier aus. Das Anwesen des Heisterman von Ziehlberg in der Westerbachstraße kam ihm gerade recht. Es war noch fast neu und machte richtig etwas her, wie fünf Sterne, mindestens.

Das sieht man heute noch. Kriegs- und Krisenzeiten hat das Gebäude, das zusammen mit drei weiteren den Adelshof Heisterman von Ziehlberg bildet, glücklich überstanden. Und so haben Historiker, Archäologen und Bauforscher den Komplex gründlich unter die Lupe genommen. Wie es sich die Menschen von Adel über die Jahrhunderte wohnlich gemacht hatten, verrät das Haus – wenn man genau hinschaut.

Internationales aus der Abfallgrube

Ausgerechnet das Klo! Der Kloakenschacht des hochherrschaftlichen Gemäuers erzählt die spannendsten Geschichten. Was sich da alles wiederfindet: Koch- und Tafelgeschirr, jede Menge feines Glas – was immer im Haushalt kaputt ging, flog in die Grube. Aber wie kam bloß chinesisches Porzellan hierher oder kostbare Gläser von weit weg? Die Weser war die Güterbahn der damaligen Zeit. Einheimische Waren wie Steine, Getreide und Keramik gingen flussab auf die Reise, exotische Luxusgüter kamen über Bremen und die Niederlande per Schiff weseraufwärts ins Land.

Heute dient der Hof in der Westerbachstraße als Kunstforum und erinnert mit seinem Namen an Jacob Pins. Der junge Mann jüdischen Glaubens war zur Zeit des Nationalsozialismus nach Palästina geflohen. Der erfolgreiche Künstler und Sammler hat seinen Nachlass seiner Geburtsstadt Höxter vermacht: Schön, dass Versöhnung möglich ist. Nebenan wird demnächst ein Forum zur Erinnerung an Anja Niedringhaus eingerichtet. In Höxter geboren, ist die couragierte Bildjournalistin im Bürgerkriegsland Afghanistan erschossen worden. Ihre Bilder gegen den Krieg werden genau da zu sehen sein, wo sich einst der Krieger Tilly einquartiert hatte.

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